Kapital

Die Rolle, die das Kapital im wettbewerblichem Markt einnimmt, ist unter Ökonomen bis heute weitgehend unverstanden geblieben, oder sie wird verschwiegen. Es wird angenommen, das Kapital »schaffe« Arbeitsplätze, weshalb es zu »hofieren« (Hans-Werner Sinn) sei. Dabei besteht die tatsächliche Rolle des Kapitals im wettbewerblichen Prozess der »schöpferischen Zerstörung« (Joseph A. Schumpeter) darin, Arbeitsplätze zu zerstören, um die realwirtschaftlichen Akteure, d. h. alle Nicht-Rentiers, über weitgehend »unsichtbare« Kanäle zu weiteren Wachstumsanstrengungen zu zwingen.

In den letzten Dekaden hat sich die ehemals sozial einigermaßen gemäßigte Marktwirtschaft zu einer kapitalistischen Marktwirtschaft entwickelt. Das Kapital ist faktisch der »Prinzipal« dieser Welt. Durch ökonomistische bzw. kapitalmarktgläubige Fehlberatung der Politik einerseits, die schiere Macht des Kapitals (durch Abwanderungsdrohung) andererseits, hat sich ein gigantischer Kapitalpool angesammelt. Dies ist die Blase, die verschiedene Erscheinungsformen annimmt und die sich derzeit insbesondere in Desillusionierungen im Bereich der Staatsverschuldung manifestiert.

Nicht-illusionäre Kapitaleinkommen werden – jenseits des Nullsummenspiels der sich wechselseitig »abzockenden« Kapitalmarktakteure – allein von realwirtschaftlichen Akteuren erwirtschaftet. Das MeM vertritt die Ansicht, dass die realwirtschaftlichen Akteure (abhängig oder selbstständig Beschäftigte) nicht gezwungen werden sollen, die dem gigantisch angewachsenen Kapitalpool korrespondierenden Renditen zu erwirtschaften. Was eine Blase ist und was demgegenüber realwirtschaftlich gedecktes Kapital ist, dies ist letztlich eine normative Frage (und nicht bloß eine Fragen von »Risiken«).

 


Als Grundlagentexte im Themenbereich »Kapital« werden empfohlen:

Für den leichten Einstieg:

Beiträge zum Finanzmarktkrise und zum Blasenkapitalismus:

  • Thielemann, U.: Wirtschaften ohne Gewissen – Wie frei ist die freie Marktwirtschaft wirklich?, Deutsche Welle TV, 20. Mai 2010, Video.
  • Thielemann, U.: Das globale Nullsummenspiel. Die Grenzen des Wachstums, Beitrag im Rahmen der Debatte »Lehren aus der Finanzkrise«, The European, 24. November 2010.
  • Thielemann, U.: Wetten als Waffe: Berufsbild Spekulant, hr2-kultur, Der Tag, 11. Mai 2010 (ab Min. 46:40), podcast.de.
  • Thielemann, U.: Das Spiel der Finanzmärkte mit der Politik, DRS1, Rendez-vous, 13. Dezember 2010, 12.30–13.00 (Radiobeitrag).
  • Thielemann, U.: »Eine neue Blase, diesmal aus Steuergeld«, taz, 23. Januar 2010.
  • Thielemann, U.: »Einfluss des gierigen Kapitals lockern«, Interview zum G-20-Gipfel in Pittsburgh, DRS4 News, 25. September 2009, 9:20 (Radio).
  • Thielemann, U.: »Wir verdienen nur, wenn ihr auch verdient« (2009).
  • Thielemann, U.: Zeitenwende, Interview zu den Auswirkungen der Finanzkrise, WDR5, Profit, 9. Oktober 2008, 18.05 (Radio).
  • Thielemann, U.: »Man lässt sich nicht mehr vom Kapital auf der Nase herumtanzen?«, Interview, Deutschlandradio Kultur, 9. Oktober 2008.

Weitere Beiträge zum Verhältnis Kapital/Realwirtschaft und Kapital/Gesellschaft:

 

 


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