«Wie "ökonomistisch" ist die Mainstream-Ökonomik wirklich?»
Replik auf Jan Schnellenbach
Von Ulrich Thielemann, 19. Juni 2012
Das Memorandum hat bekanntlich eine Kontroverse darüber ausgelöst, ob die derzeit (und schon lange) vorherrschende Ökonomik offen auch für ethische Reflexionen und marktkritische Einschätzungen ist (vgl. auch hier und hier). Jan Schellenberger reagiert erneut auf meine These, dass sich die Ökonomik «paradigmatisch verkapselt» hat, dass sie alle Positionen ausgrenze, die sich der «Fürsprache des Marktes» – genauer: des Marktprinzips, welches verschiedene, innerlich mehr oder minder konsequente Auslegungen kennt – verweigern. Diese Legitimation des Marktprinzips lässt sich quintessentiell, an den beiden Begriffen «Rationalität» (für das Handeln von Individuen) und «Effizienz» (für die Beurteilung der Interaktionsverhältnisse) festmachen. Diese in Frage zu stellen, so hatte ich behauptet, ist «tabu». Wer dies tut, stellt sich außerhalb des Kernparadigmas und betreibt «irrelevante» Forschung.
Dieses Argument entkräfte Schnellenbach freilich nicht. Er gibt kein einziges Beispiel dafür, dass die gegenwärtig etablierte Ökonomik den angeblich nur bis 1980 vorherrschenden Ökonomismus kritisch zurückgewiesen und damit überwunden hätte. Von der Substanz dieser Ökonomismuskritik greift Schnellenbach auch nichts auf. Vielmehr stellt er ihr etwas entgegen (und beschränkt sich dabei auf den Rationalitätsbegriff): Die Auszeichnung «eigennützigen» Handelns als «rational» habe nämlich nichts mit einer «Rechtfertigung» des Eigennutzstrebens bzw. nichts mit seiner Auszeichnung als «gut» zu tun.
Homo oeconomicus als Gegenstand der Theorie?
Warum nennt man es dann «rational»? Und warum charakterisiert man mindestens implizit diejenigen, die auch dann noch ihren fiskalischen Bürgerpflichten nachkommen als «irrational» bzw. als «dumm» (sic), wenn «ein Bundesland die Zahl seiner Steuerfahnder halbiert» (so das von Schnellenbach gewählte Beispiel)? Durch diese Charakterisierung wird die Bereitschaft zur Steuerhinterziehung ja sogar weiter erhöht. (Damit ist das pragmatisch-ethische Schlüsselargument gegen die Wertfreiheitsannahme angesprochen.) Sollte es faktisch zu einem verringerten Steueraufkommen bzw. zu einer vermehrten Steuerhinterziehung kommen (was wahrscheinlich ist), so ließen sich dafür ganz andere «Erklärungen» und damit auch ganz andere (normativ relevante) Charakterisierungen finden als die, und das ist der Kern des Schnellenbachschen Arguments, dass die betrachtete Regulierung (weniger Steuerfahnder) nicht «HO-getestet» sei. Etwa: Es herrschen antietatistische Stimmungen vor. Dies wäre eine Erklärung nach dem Muster des (vorökonomistischen) Institutionalismus. (Schnellenbach Erwähnung «sozialer Normen» könnte so zu interpretieren sein.) Und für diese Stimmung mag der ökonomische Mainstream auch noch die innere Legitimation geliefert haben, indem er der strategischen statt der kommunikativen Rationalität das Wort redet und damit den Republikanismus untergräbt, oder indem er die Besteuerung – im Prinzip – mit «Nettowohlfahrtsverlusten» gleichsetzt. Oder: Durch die Schwächung der rechtsstaatlichen Sanktionsgewalt wurden die Zumutbarkeitshürden für das Nachkommen der staatsbürgerlichen Pflichten übergebührlich erhöht: Wer nun noch Steuern zahlt, ist der Dumme; die moralische Verbindlichkeit kann die Schwächung der Rechtsverbindlichkeit nicht mehr auffangen. Die Entrichtung von Steuern liefe auf eine Art Spende hinaus.
All diese Erklärungen müssen nicht den Homo oeconomicus bzw. die derart gefasste «Rationalität» als den «erwartbaren» Normalfall im Gegenstandsbereich der Theorie voraussetzen. Doch ist die von der Ökonomik reklamierte Verbindlichkeit (Legitimität) der Durchsetzungsrationalität des Homo oeconomicus innerlich konsequent ohnehin nicht auf der Ebene des Gegenstandes der Theorie zu verorten, worauf ich ausdrücklich hingewiesen hatte (vgl. hier). Sie ist vielmehr einerseits und grundlegend auf der Seite des Subjekts der Theorie zu verorten – auf Seiten des Autors (hier: des Ökonomen), der Eigeninteressestreben als «rational» (und d.h.: als richtig) klassiert, und auf Seiten des Ko-Subjekts, dem nützliches bzw. «instrumentelles» Wissen geliefert wird.
Zwar verbleibt Schnellenbach noch ein wenig auf der ersten Stufe (HO als Gegenstand der Theorie, d.h. auf Seiten der empirisch Handelnden), wohl weil es die eigene Position schwächen würde, wenn sich «die Menschen» grundlegend anders verhielten als nach dem Modus, denn die Theorie als «rational» auszeichnet. (So könnte Steuerhinterziehung nach Schnellenbach als bloß «individuell rational» zu klassieren sein, womit offenbar aufs Gefangengendilemma verwiesen ist und die These angedeutet ist, dass die Entrichtung von Steuern [es fragt sich: in welcher Höhe und wofür?] ‚langfristig‘ vorteilhaft ist. In die gleiche Richtung geht der Hinweis, dass der Verzicht auf Steuerhinterziehung trotz geringer «Kontrollwahrscheinlichkeit» Ausdruck eines «rational (sic) von individuellen Routinen anstatt ständigem [kurzfristigen bzw. kurzsichtigem] Maximieren geleiteten Handelns» sein könne. In gleichem Sinne definiert Karl Homann Pflichten als «Kurzfassung langer ökonomischer Überlegungen» um. Dies ist ökonomischer Imperialismus in Reinform.)
Homo oeconomicus als Adressat der Theorie
Doch bezieht sich Schnellenbachs Verteidigung des Homo oeconomicus (bzw. der entsprechenden «Rationalität» als Inbegriff richtigen Handelns), von der er sich doch eigentlich lösen will, letztlich – und innerlich konsequenter – auf das Ko-Subjekt, den Adressaten der Theorie. Dieser wird nämlich gleichsam zum Klienten bzw. Kunden – und damit ist er der ultimative Homo oeconomicus (denn ob es «die Menschen» sind, wissen wir nicht, und dies lässt sich auch nicht messen). Dieser ist es, der nur noch «instrumentell» (sic) an der Durchsetzbarkeit seiner Präferenzen interessiert ist.
Die ‚Präferenz‘, die Schnellenbach wählt, ist die der Vermeidung von Steuerhinterziehung, was als «gesellschaftlich wünschenswert» klassiert wird. (Dass es sich dabei um ein kaum zu bezweifelndes legitimes Ziel handelt, ändert nichts an der Fragwürdigkeit des methodologischen Settings einer entsprechenden Beratertheorie.) Das eingestandener Weise «normative Urteil» über das «Wünschenswerte» empfängt «der Ökonom» von außen – ganz so, wie etwa Günter Wöhe, der im seinem BWL-Lehrbuchklassiker «langfristige Gewinnmaximierung» als «oberstes Ziel» (letztlich: auf Seiten des Adressaten der Theorie!) «wertfrei» «registriert» – um sich sodann auf den verbleibenden 1260 Seiten daran zu machen auszuarbeiten, wie man dieses «Ziel» «bestmöglich realisieren» könne. Aus der Sicht Schnellenbachs scheint die Aufgabe der Volkswirtschaftslehre (als einer Art gesellschaftsbezogener Betriebswirtschaftslehre) letztlich darin zu bestehen, «ganz instrumentell … ein paar Ratschläge [dafür zu] geben, wie man Rahmenbedingungen individueller Entscheidungen so ändert, daß am Ende etwas weniger Steuerhinterziehung resultiert» bzw. dass das «Wünschenswerte», wer immer dieses bestimmt bzw. vorgeben darf, angesichts bestehender ‚Constraints‘ durchgesetzt wird. (Es ist übrigens ein Selbstmissverständnis dieser Konzeption, wenn sie meint, dabei müssten die Gegenstände der Forschung als Homines oeconomici vorgestellt werden, was Schnellenbach dadurch zum Ausdruck bringt, dass die Institutionen so zu «gestalten» seien, dass das (von wem?) als «wünschenswert» klassierte «Verhalten möglichst auch individuell rational ist». Sie würden einfach allein in ihrer Widerständigkeit, in ihren Wirkungseigenschaften wahrgenommen, einerlei, ob sie in ihrer Widerständigkeit ihre eigenen Interessen treffen oder verfehlen. Wenn die Institutionen allerdings tatsächlich so gestaltet werden sollen, dass sie auch «individuell rational» sind, also Ausdruck der Eigeninteressen «der Menschen», dann würde dadurch eine zusätzliche «Beifallssalve» (Max Weber) für den Homo oeconomicus ausgesprochen.)
Ich möchte hier Schnellenbach gar nicht unterstellen, dass er eine konsequente Beratertheorie vertritt. Und ich bin mir nicht sicher, ob er sich der radikalen Konsequenzen einer vollständig ökonomisierten Wissenschaft und letztlich: einer Marktgesellschaft bewusst ist. Doch laufen seine Ausführungen exakt darauf hinaus – letztlich darauf, «Erfolgsrationalität oder strategisches Handeln» überhaupt (und nicht bloß eine «bestimmte Art» davon) «normativ [zu] rechtfertigen». Der – bemerkens- und begrüßenswerte – Unterschied zu vielleicht vergangenen Tagen, in denen die Gierschs und Sieberts noch das Sagen hatten, besteht darin, dass das eo ipso normative Eintreten für den Homo oeconomicus nicht mehr verteidigt und die Kritik daran nicht mehr gar nicht erst ignoriert wird, sondern im Gegenteil die These, die Ökonomik verteidige den Homo oeconomicus, zurückgewiesen wird. Man möchte kein Verteidiger des Homo oeconomicus mehr sein. Das ist ein Anfang. Aber Schnellenbach verteidigt HO weiterhin, nur (teilweise) anders, als er glaubt, der Kritiker stelle sich diese Verteidigung vor.
Knapp und bündig
Einige weitere Punkte aus Zeitgründen nur in Stichworten:
- Externe Effekte. Ich verweise auf «Das Prinzip Markt», Kapitel II. Diese heißen eben nicht umsonst «externe» Effekte, weil dabei vorausgesetzt ist, dass «markt-intern» alles in Ordnung ist, weshalb bei der «Lösung» dieses Problems das Marktprinzip normativ vorausgesetzt ist.
- «Konflikte zwischen individuell und gesellschaftlich rationalem Verhalten». Ich weiß nicht, was «gesellschaftlich rationales Verhalten» sein soll. Hier dürfte «Effizienz» gemeint sein, sei es in der paretianischen oder utilitaristischen Auslegung. Wenn wir davon absehen: In der Tat setzt eine ethisch-reflexive Ökonomik damit an, dass das immer schon arbeitsteilige Wirtschaften sich innerhalb der Gesellschaft, also zwischen Personen, vollzieht und damit unausweichlich konfliktär ist. Jede ökonomische Theorie sagt etwas darüber aus, wie diese Konflikte richtigerweise zu lösen sind. Eine ethisch-reflexive Ökonomik weiß, dass wir es hier im Ganzen mit Gerechtigkeitsfragen zu tun haben – und NICHT mit Fragen so genannter «Effizienz», d.h. Nützlichkeit. Nützlich für wen – und für wen nicht?
- «Cheerleader der freien Marktwirtschaft». Immerhin eine Einschätzung von Joseph Stiglitz. Abgesehen davon: Man muss den Markt als Ort geldvermittelten Tauschs vom Prinzip Markt unterschieden. Doch wo tritt ein etablierter Ökonom gegen die weitere Ökonomisierung der Lebensverhältnisse ein? Etwa im American Economic Review? Dort findet ich auf die Schnelle das genaue Gegenteil, etwa im Beitrag «Incentives Work: Getting Teachers to Come to School».
- «Fürsprache des Marktes» (als Ort geldvermittelten Tauschs und des daraus resultierenden Wettbewerbs). Wer sich damit mehr beschäftigt, wird zum Fürsprecher? Hm. Bei mir war eher das Gegenteil der Fall. (Zur Klarstellung: Kritik am «freien» Markt heißt nicht: keine Märkte, sondern: institutionell und kulturell eingebettete Märkte und damit auch: beschränkter Wettbewerb statt unbeschränkt «offene Märkte».)
- «Marktversagenstatbestände». Vgl. dazu diesen Blogeintrag: Der normative Referenzpunkt des «Marktversagens» ist das Prinzip Markt. Die Ökonomisierung der Lebensverhältnisse gehört daher übrigens nicht zum «Marktversagen». Dem Mainstream wird ja auch nicht «blinde Marktgläubigkeit» «vorgeworfen», sondern innerlich mehr oder minder konsequente Legitimation des Marktprinzips, und diese wird in ihrem Geltungsanspruch, also argumentativ (statt qua «Vorwurf») zurückgewiesen.
- American Economic Review und «methodische Gleichschaltung». Fürs erste soll der obige Hinweis genügen. Wo bitte wird der Status von «Rationalität» und «Effizienz» in anerkannten «Top-Journals» grundlagenkritisch betrachtet? Wo wird etwa die These diskutiert, dass das Marktprinzip auf eine Ethik des Rechts des Stärkeren hinausläuft? Wo werden die «Kosten» des Wachstums bzw. des Wettbewerbs (S. 329 ff.), der jenes erzwingt, diskutiert? Wo wird die «zerstörerische» Seite des Wettbewerbs umfassend und grundlegend thematisiert, insbesondere mit Blick aufs Kapital? Betont hatte ich ja bereits mehrfach: die von mir aus «blinden», jedenfalls rigoros Markt- bzw. Wettbewerbsgläubigen haben im neueren Methodenstreit verloren und tummeln sich heute etwa im Jahrbuch «Ordo». Mit Marktapologetik kann man heute im (Status-)Wettbewerb um Publikationen in «top-pubs» keinen Blumentopf mehr gewinnen. Diese ist vielmehr vorausgesetzt (vgl. bereits meinen Hinweis auf Harald Uhlig). Damit mag sie aber auch etwas milder ausfallen als bislang, was wiederum auch zu einer gewissen Orientierungslosigkeit der jüngeren Generation führt. Statt, wie in den «Top Journals», zwischen den Zeilen findet sich der Ökonomismus in den Zeilen in den Lehrbüchern – etwa von Mankiw. In diesen werden die Grundlagen für die Studierenden und den Nachwuchs gelegt – oder je nachdem das «Brain-Washing» vollzogen. – Vielleicht hat ja Schnellenbach die Zeit, das von ihm bevorzugte «Top» Journal – ich fand im AER wenig lebenspraktisch Relevantes – daraufhin abzuklopfen, ob und in welchem Sinne genau die dortigen Beiträge ökonomistisch oder ökonomismuskritisch ausgerichtet sind. Ich bin gespannt, ob er im zweiten Sinne fündig wird. Ich kann es mir nicht vorstellen.
- Journals und peer-review. Das selbstverständlich knapp gehaltente Memorandum sagt dazu das Nötige, nämlich dass dieses «Verfahren» zur Konformität mit dem vorherrschenden Kernparadigma (um dessen Auslegung dann allenfalls gestritten werden darf bzw. dessen Gültigkeit in der Regel vorausgesetzt wird) mindestens neigt. Vgl. auch Richard Münch, S. 128: Die «Prämierung» von Aufsätzen in peer reviewed journals führt zur «Normalisierung und Dogmatisierung»; durch die derart geregelte Art der Publikation wird vor allem der «Nachweis der Konformität mit den dort herrschenden Paradigmen» erbracht.
Birger Priddat hat die Situation bereits 2006 treffend auf den Punkt gebracht: «In den Wirtschaftswissenschaften beobachten wir seit längerem einen Trend zur Standardisierung der Forschung. Unter dem Rubrum ‚Internationalisierung‘ werden nur noch englischsprachige Artikel in den referierten Journalen aufgenommen. Vor allem werden in der Mehrzahl nur noch Artikel in referierten Journals als wissenschaftlich relevant betrachtet; Bücher, die klassische Form professoralen Wirkens, gelten nicht (im Gegensatz übrigens zu den Kultur- und Geisteswissenschaften) … mit der fundamentalen Wirkung, dass sie das Risiko, abweichende Meinungen und Theorien zu vertreten, nicht eingehen, weil ihre Karriere vom eingeschlagenen Investitionspfad abhängt. … Anstelle eines diversifizierten Konkurrenzmarktes an Theorien entwickelt sich eine homogenisierte Monopolstruktur.
Es ist inzwischen so, dass junge Kollegen, die sich durchaus für alternative Theorien interessieren und darin arbeiten, in dem Moment, in dem sie ihre Karriere planen, auf risikominimalistische Strategien umschwenken, mit der Folge, dass sie nicht daran arbeiten, was sie für wichtig und interessant halten, worauf sie theoretisch neugierig sind, sondern sich in eine artifizielle Selbstbeauftragung begeben, etwas zu schreiben, wovon sie konzeptionell weniger überzeugt sind. Zum Teil langweilen sie sich mit ihren Konzeptionen… [und ich langweile mich, wenn ich den AER lese…] …
Wenn der Nutzen [m.E. präziser: die Geltung] einer ökonomischen Theorie nach dem Karrierepotential bemessen wird, ist es wahrscheinlich, dass die Frage der Geltung von Propositionen ökonomisch entschieden werden kann, nicht allein epistemologisch oder durch ‚die Macht der besseren Idee‘. Es geht um Einkommens- und Statusmaximierung.»
Dies lässt sich als «transzendentale Ökonomik» fassen.
Eine ökonomistisch fehlgeleitete Ökonomik vermag daran freilich gar kein Problem zu erkennen, schon weil ihr das ökonomismuskritische Sensorium fehlt.
Und übrigens: die Erklärung von Journalbeiträgen als «Wissenschaft» und des Rests als Freizeitvernügen ist relativ jüngeren Datums und ja in den Geisteswissenschaften und vielen Bereichen der Sozialwissenschaften (außer der Ökonomik) nach wie vor nicht Standard – und eine Frechheit (pardon). Ich selbst habe vorwiegend Monographien sowie Beiträge in Sammelbänden publiziert; zu allen diesen Beiträgen wurde ich eingeladen, und zwar von Herausgebern, mit denen ich in den allermeisten Fällen in keiner besonderen persönlichen Beziehung stand; die meisten waren mir vorher unbekannt. (Also: kein «Klüngel», wie vor allem moralskeptisch eingestellte Ökonomen wohl vermuten dürften, weshalb ja auch im Publikationswesen eine Art «unsichtbare Hand» – die «doppelt-blinde» Begutachtung – zu etablieren sei.) Wenn wir denn hier überhaupt von einem «Verfahren» sprechen möchten, so war das bisherige doch ganz schlicht: Man studiert, promoviert, habilitiert sich (Königsweg: Monographie, da sich nur so über den bestehenden Horizont hinaus grundlegend Neues entwickeln lässt); parallel dazu Lehrveranstaltungen. Damit erwirbt man den professionellen Standard. Dann der Ruf, hoffentlich. Und dann gilt das, was einmal Peter von Matt, der sich dabei gegen das ständige Evaluieren wandte, formulierte (ich muss leider aus dem Gedächtnis zitieren): Die Professoren haben Narrenfreiheit. Heute endet die Wissenschaftsfreiheit bereits bei Schritt 3 – spätestens.