Thielemann, U.: Was spricht gegen angewandte Ethik? Erläutert am Beispiel der Wirtschaftsethik, in: ETHICA, Nr. 1, 2000, S. 37-68.

Zusammenfassung

Dass Wirtschaftsethik als angewandte Ethik zu begreifen ist, wird gemeinhin als selbstverständlich vorausgesetzt. Konsequent zu Ende gedacht läuft das Anwendungskonzept jedoch auf die formale Selbstbehauptungslogik hinaus, wie sie durch Homo oeconomicus repräsentiert wird. Der Beitrag versucht das damit gegebene Defizit eines zumindest partiellen Ökonomismus des Anwendungskonzepts von “Ethik” sowohl im allgemeinen als auch für die Wirtschaftsethik im besonderen herauszuarbeiten. Als Alternative wird ein integratives Verständnis von Ethik bzw. Wirtschaftsethik als Reflexionsethik vorgeschlagen. Deren Aufgabe besteht in transzendentaler Kritik einerseits, Werterhellung andererseits.

Inhaltsübersicht

  1. Einleitung: Der Schein der Selbstverständlichkeit von Wirtschaftsethik als "angewandte Ethik"
  2. Kritik der angewandten Ethik - allgemein betrachtet
    1. Wohlverstandene Diskursethik vs. Anwendungsethik
    2. Das partiell verdinglichende Moment angewandter Ethik
  3. Kritik der angewandten Wirtschaftsethik
    1. Abstriche bei den Normen
    2. Moralisches Unternehmertum
  4. Integrative Ethik - oder die Vermeidung aller Reflexionsstopps vor den “Bedingungen der modernen Wirtschaft”
    1. Die Instanzlosigkeit des Marktes
    2. Die beiden Aufgaben integrativer (Wirtschafts-) Ethik:Transzendentale Kritik und Werterhellung

Der Beitrag ist als Manuskript hier verfügbar. Hier der Beitrag im Original.

Was aus der Anfrage des Herausgebers der Zeitschrift Ethica an Karl Homann wurde, dessen Übergang vom implizit ökonomistischen Anwendungsparadigma zum reinen Ökonomismus (im "Durchschlagen") ich hier aufzeige, ist mir leider unbekannt. Jedenfalls führte mein Beitrag seinerseits zu keiner Reaktion.