Thielemann, U.: Markt und Freiheit. Begrenzen wir den Wettbewerb! ZEIT online, 26. April 2010.
Die Redakteure von Zeit-Online baten mich, ein Essay zum Thema "Markt und Freiheit" zu verfassen. Erschienen ist es unter dem etwas reißerischen Titel "Begrenzen wir den Wettbewerb!" - obwohl der autorisierte Titel lautete: "Freiheit und Markt – Ein Missverständnis".
Der Beitrag zeigt, dass das übliche Verständnis vom "freien" Markt als einem Ort, an dem Freiheit herrscht, auf einem Missverständnis beruht. Die Freiheit, die hier gemeint ist, ist die der Marktmächtigen. Und deren Ausübung beschwöhrt die "Sachzwänge" herauf, die uns zu einem marktkonformen Leben nötigen, ohne dass wir einen Verursacher zu bennen wüssten.
Leider unterboten die beiden Kommentatoren, Uwe Jean Heuser und Carl Christian von Weizsäcker, das Reflexions- und Differenzierungsniveau, indem sie die Ausgangsfrage, ob denn der Anspruch des Marktes als Ort der Entfaltung der Freiheit, einlösbar ist, ignorierten und stattdessen meinen Thesen einfach andere, sattsam bekannte (darum aber nicht richtige) Thesen entgegenstellten, ohne jene zu diskutieren.
Dies sahen auch viele Leser so, die in der Debatte etwa fanden, dass "von Weizsäcker den ideologischen Diskurs fortsetzt, den Thielemann zuvor durchzubrechen versucht hat". Ein anderer hätte nach dem "furiosen Einstand eine ähnlich gute Replik erwartet," ist aber von der "schwachen Antwort von Weizsäckers sehr enttäuscht". Ein weiterer Leser fragt sich, "wie es derartige Argumente schaffen, Eingang in die reale Wirtschaft und Politik zu erlangen? Werden sie von den Personen, die die Möglichkeit und Macht haben etwas Grundsätzliches zu ändern, überhaupt zur Kenntnis genommen?"
Diesem Anliegen dient das MeM.
Auszüge des Textes wurden aufgenommen in das Schulbuch "Grundwissen Wirtschaft" (Berlin 2011, Cornelsen Verlag), herausgegeben von Dirk Lange.