Willkommen beim MeM – Denkfabrik für Wirtschaftsethik

Das MeM – Denkfabrik für Wirtschaftsethik bearbeitet ökonomische Fragen unserer Zeit aus einer paradigmatisch neuartigen, ethisch-integrierten Sicht auf das Wirtschaften. Es möchte praktische Orientierungen bieten und Perspektiven eröffnen für eine Menschliche Marktwirtschaft.

In Zeiten eklatant ungerechter Einkommensdisparitäten, der Geiselhaft, in die das Kapital uns nimmt, des Verlusts des Primats der Politik, der Ökonomisierung der Lebensverhältnisse, der Übernutzung des Planeten und der nach wie vor grassierenden Marktgläubigkeit in den Köpfen zahlreicher »Experten«, die dies alles legitimieren, steht ein neues, ausdrücklich wirtschaftsethisch reflektierendes Denken an.

Mission

MeM steht für eine Menschliche Marktwirtschaft. Eine menschliche Marktwirtschaft ist eine faire, eine soziale bzw. sozial-ökologische, eine ökonomisch gemäßigte und eine in Werte des guten Lebens aller und des fairen Zusammenlebens eingebettete Marktwirtschaft. 

In den vergangenen 30 Jahren hat sich die reale Marktwirtschaft von diesem, stets neu auszubuchstabierenden Ideal entfernt. Die neue Radikalität im Management, die stetige Elimination rentabilitätsfremder Gesichtspunkte aus den Unternehmensbeziehungen, die fortschreitende Ökonomisierung so ziemlich aller Lebensbereiche einschließlich der Politik, die wachsende Macht des Kapitals und die spiegelbildliche Ohnmacht der Politik, die durch »alternativlosen« Aktivismus und eine Politik als »Standortpolitik« bloß kaschiert wird – all dies sind Symptome dieser Entwicklung.

Angefeuert wurde diese Entwicklung von den Hauptströmungen der ökonomischen Wissenschaften, deren Sündenfall sich darin erblicken lässt, einen partikularen Gesichtspunkt – den Markterfolg, den Gewinn, »die Effizienz« – in den Stand des Moralprinzips erhoben zu haben.

Demgegenüber ist hervorzuheben: Die Marktwirtschaft ist Teil der menschlichen Interaktionsverhältnisse und als solche fair und ethisch verantwortungsvoll zu betreiben und zu gestalten. Preise, Kosten, Einkommen, Vermögen, Wettbewerbsstärken und -schwächen, Kaufkraft und ihr Mangel, Arbeit und Produktion, Konsum und Investition – all dies spielt sich nicht in Modellen oder auf dem Mond ab, sondern zwischen den Menschen. Und darum ist der übergreifende Gesichtspunkt der Beurteilung des Wirtschaftens die Gerechtigkeit und insbesondere die Fairness.

Wirtschaftsethik

Wir brauchen ein neues wirtschaftsethisches Denken, weil sich das alte als untauglich erwiesen hat. Das alte wirtschaftsethische Denken, das ist der Ökonomismus, die Marktgläubigkeit, der Glaube, dass es seine Richtigkeit hat, wenn die Marktmächte – und d. h.: die Marktmächtigen – die Welt regieren. 

Die Thematisierung des Wirtschaftens – die wissenschaftliche wie die alltägliche – war immer und ist immer schon normativ (und nicht etwa wertfrei). Ansonsten macht die Thematisierung einfach keinen Sinn. Es geht uns immer schon darum, nach dem richtigen Wirtschaften zu fragen, falsche Wirtschaftspraktiken aufzudecken oder auch die bestehenden Praktiken zu legitimieren. Die prinzipielle und pauschale Legitimation der Marktlogik, des Eigeninteressestrebens des Homo oeconomicus, des Wettbewerbs, das ist der Ökonomismus in seinen jeweiligen Varianten. Ihm entspricht auch eine Ethik, nämlich eine Apologet(h)ik. Es ist allerdings eine Ethik ohne Moral.

Da also die Ethik – im Guten wie im Schlechten – bereits im Reden, Schreiben und Denken über das Wirtschaften enthalten ist und dieses in seiner jeweiligen Art im Ganzen bestimmt, kommt es darauf an, die Normativität des Wirtschaftens ausdrücklich, methodisch-diszipliniert (statt wie üblich: wild) und ethisch reflektiert zu thematisieren. Dies ist der Grundgedanke der integrativen Wirtschaftsethik, wie er von Peter Ulrich begründet und u. a. von Ulrich Thielemann vertieft wurde. 

Dabei handelt es sich nicht um die »Anwendung« »der Ethik« auf »die Wirtschaft«, womöglich noch »unter den Bedingungen« der blind akzeptierten Marktmächte. Vielmehr geht es um die ethisch-kritische Durchdringung der menschlichen Interaktionsverhältnisse, die den Markt ausmachen, unter dem Gesichtspunkt der Fairness und des guten Lebens aller Beteiligten und Betroffenen und mit Blick auf spezifische Problembereiche unserer Zeit.

Was wir tun

Das MeM hat sich die Aufgabe gestellt, die Grundgedanken integrativer Wirtschaftsethik für die Erhellung und genauere Klärung der drängenden Problemtatbestände des Wirtschaftens unserer Zeit fruchtbar zu machen. Die Bedeutung der Ethik ergibt sich dabei daraus, dass wir ohne ethische Reflexion genau genommen gar nicht wüssten, welche Probleme überhaupt vorliegen.

Die wirtschaftlichen Probleme und die durch das Wirtschaften induzierten Probleme unserer Zeit sind bekanntermaßen hochkomplex – letztlich: weil sie eine Vielzahl von involvierten, legitimen oder nicht ganz so legitimen Interessen berühren. Das Auffinden von Antworten erfordert daher die Ausbildung von problembereichsspezifischen Expertisen. Die Alternative wären Laienantworten – und diese sind gefährlich und darum ethisch falsch.

Seinen besonderen Beitrag sieht das MeM darin, diese ökonomischen Expertisen von vorn herein und durch und durch – eben integrativ – mit ethischen Reflexionen zu verbinden.

Mit seinen Expertisen, deren wissenschaftliche Grundlage die integrative Wirtschaftsethik bildet, möchte das MeM in laufende Debatten intervenieren oder solche anstoßen und damit zur Stärkung der wirtschaftsethischen Urteilskompetenz beitragen. Das MeM möchte wirtschaftsethisches Orientierungswissen bieten und ökonomismuskritische Aufklärungsarbeit leisten für alle Interessierten. Die Denkfabrik wendet sich dabei an die interessierte Öffentlichkeit im Allgemeinen und im Besonderen an die Akteure der Wirtschaftspolitik und der Unternehmenspolitik, die diese Politikbereiche beratenden Expertenkulturen sowie an die zivilgesellschaftlichen Akteure, die die Entwicklungen kritisch begleiten.

Das MeM nimmt tagesaktuell Stellung (im Blog) und bildet grundlegend Expertisen aus unter den folgenden Themen, denen aus seiner Sicht eine Schlüsselstellung für das Verständnis der wirtschaftsethischen Situation unserer Zeit zukommt:

  • Orientierungen
  • Ökonomismus
  • Fairness
  • Freiheit
  • Ökonomisierung
  • Kapital
  • Unternehmensethik
  • Nachhaltigkeit
  • Regulierung