Qualität, Gewinnmaximierung und Markt
Ulrich Thielemann
Kategorie: Unternehmensethik, Ökonomisierung
Wider die Eliminierung rentabilitätsfremder Gesichtspunkte aus dem Marktgeschehen
Frisch fertiggestellt: Die Ausarbeitung meines Vortrages, den ich am 17. September 2011 am Werkbundtag in Frankfurt gehalten habe.
Nichts wirklich Neues, zugegeben. Doch mein bislang gründlichster Versuch, das «Gewinnprinzip» zurückzuweisen. Ich kann ja immer noch nicht verstehen, wie etwa Horst Steinmann dieses Prinzip, das Prinzip der Gewinnmaximierung, verteidigen kann (etwa im Forum Wirtschaftsethik 4/2010, S. 46 f., mit eigenartig praxisfernen Argumenten, die auch der philosophischen Reflexion nicht standhalten, aber darauf hinauslaufen, dass «die Orientierung am Maximalgewinn die Legitimität der Ansprüche der übrigen Interessengruppen» NICHT «negiert».) Offenbar versteht er wie viele andere nicht, wie radikal dies wäre – was sich etwa im Konzept «Economic Value Added» zeigt – und dass seine Position dann auf vollständigen Ökonomismus hinauslaufen müsste. Er versteht nicht, dass Gewinnmaximierung als die Praxis der radikalen Elimination aller rentabilitätsfremden Gesichtspunkte zu begreifen ist und ja auch tatsächlich so betrieben wird.
Neu an dem Beitrag ist jedenfalls, dass ich diese Elimination marktfremder Gesichtspunkt für die Dimension «Sinnhaftigkeit» (statt «Legitimität» unmittelbar) ausbuchstabiere und mich dabei in teilweise neues Terrain vorwage. Der Anlass dazu bildet der Veranstalter, der Werkbund. Dessen «Reformgedanke» und Anliegen war immer schon das der «Steigerung der Qualität handwerklicher und industrieller Produktion». Seine Aktivitäten kreisen «um die richtige, die "gute Form" der Alltagsgestaltung»; ihm geht es um «Ästhetik und "Moral"» (ja, da besteht ein Zusammenhang), um die «Qualität und Sinnhaftigkeit» von «Gegenständen» aller Art, die ja stets zu «gestalten» sind, nämlich «gut».
All dies würde sich erübrigen – oder es würde funktionalisiert – wenn das Wirtschaften tatsächlich vom «Gewinnprinzip» bestimmt wäre.
Der Beitrag wird im Tagungsband erscheinen und ist als Ms. vorab hier verfügbar.
Nachtrag Februar 2013: Der Beitrag ist nun erschienen in: Kilian, U. (Hrsg.), Leben // Gestalten. In Zeiten endloser Krisen, Berlin 2013, S. 107-121.