Führungsethik jenseits des Business Case
Ulrich Thielemann
Kategorie: Unternehmensethik
Echte und vermeintliche Führungsverantwortung
Gerade schneit das neuste Buch von MeM-Fellow Thomas Kuhn herein, das er gemeinsam mit Jürgen Weibler verfasst hat. Titel: «Führungsethik in Organisationen». Ich lese auf dem Buchrücken:
«Man führt nicht ethisch, weil man dadurch erfolgreicher werden möchte,
sondern weil man anderen gegenüber gerecht sein will! Wer dies verstanden
hat, kann Führungsverantwortung übernehmen.»
Und wer dies nicht verstanden hat, so ließe sich wohl hinzuzufügen, wer also nach wie vor dem Business Case und damit dem Gewinnprinzip anhängt, der kann eben nicht «Führungsverantwortung übernehmen», jedenfalls keine, die den Namen verdient, der handelt eben nicht «ethisch» (genauer: ethisch verantwortungsvoll), und zwar auch dann, wenn er dies für sich reklamiert.
In einfachem und prägnantem Stil buchstabieren die Autoren den längst überfälligen Paradigmawechsel innerhalb der Bwl weg vom Gewinnprinzip für den Bereich der Mitarbeiterführung aus. «Führung kann hocheffizient – und zugleich ethisch absolut verwerflich sein!» Wer hat da nicht so seine Erfahrungen gemacht. «Wenn dem aber tatsächlich so ist ..., dann kann Führungsethik nicht länger als Implikation des Erfolgsziels gewertet (und vernachlässigt) werden» (S. 13), wie dies aber die Standardsicht innerhalb der Managementlehre tut. Ansonsten könnte ja auch das "Gewinnprinzip" nicht mehr als Identitätsprinzip der Bwl fungieren...
Wer Genauers erfahren und neue führungsethische Einsichten gewinnen möchte, dem sei das Buch von Thomas Kuhn und Jürgen Weibler zur Lektüre empfohlen.