Die Welt ist überschuldet
Ulrich Thielemann
Kategorie: Kapital
Heute ein großartiger Beitrag von Stephan Kaufmann in der Berliner Zeitung bzw. FR. Tenor: Die Welt ist überschuldet.
An den Finanzmärkten zirkulieren «zu viele Ansprüche auf künftige Verwertung, auf noch zu produzierendes Wachstum». Das ist der Kern der großen Finanzkrise: «Mit seinen Ansprüchen an die Zukunft überfordert es die reale Welt» – uns alle, soweit wir nicht Rentiers sind. [Der Begriff der Überforderung ist unter Ökonomen ein Unwort.] Da man die Zusammenhänge aber nicht versteht, «nehmen die Staaten [noch] mehr Kredit auf und erhöhen damit die Last der Erwartung, also die Ansprüche an künftiges Wachstum» noch weiter. Da man die Rolle des Kapitals im Prozess der "schöpferischen Zerstörung" nicht versteht, "hofiert" man das Kapital (auch in keynesianischer Form à la deficit spending) weiter, statt es zu bändigen. Und darum hat man es zugelassen, dass sich das Kapital de facto zum "Prinzipal" dieser Welt aufgeschwungen hat. «Der Finanzmarkt – oder genauer: das Finanzkapital – ist heutzutage das Subjekt der globalen Ökonomie.» Alles dreht sich nur noch darum, sein «Vertrauen» zurückzugewinnen – auf dass es darauf «vertrauen» darf, dass wir ihm seine Renditen schon verschaffen werden. Dafür werden etwa «Hunderttausende Beamte entlassen, Löhne flächendeckend gedrückt, demokratische Spielregeln außer Kraft gesetzt und europaweite Schuldenbremsen eingeführt» – das ganze "neoliberale" Hofierungsprogramm also.
Wie können die globalen Vermögensbestände krisenfrei reduziert werden. Dies ist die Schlüsselfrage unserer Zeit.